Wittenwiler, Heinrich: Der Ring

Wittenwiler, Heinrich: Der Ring

Frühnhd./Nhd. Hrsg. u. Übers.: Brunner, Horst. 696 S.
ISBN: 978-3-15-008749-7
16,80 €

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Heinrich Wittenwiler, Autor der um 1400 entstandenen episch-didaktischen Dichtung Der Ring. Möglicherweise handelt es sich um den urkundlich zwischen 1387 und 1395 bezeugten Notar und Advokaten am Konstanzer Bischofshof, Heinrich von Wittenwil. Das Werk (9700 Reimpaarverse) ist nur in einer Anfang des 15. Jh.s entstandenen Handschrift überliefert, die mit roten und grünen Linien am Rand die verschiedenen Ebenen (»ernst« bzw. »törpelleben«) markiert. W. will, so der Prolog, über den Lauf der Welt Bescheid geben und lehren, »Was man tuon und lassen schol«. Das geschieht in einem großen satirischen Zerrspiegel, der in drei Teilen ritterlich-höfisches Wesen (»hofieren«), das rechte Leben in der Welt und schließlich das Verhalten in Not und Krieg zum Thema macht. Dargestellt wird die enzyklopädische Lebenslehre anhand einer grotesken Liebesgeschichte zwischen dem tölpelhaften Bauernburschen Bertschi Triefnas und der hässlichen Mätzli Rüerenzumph, deren einzelne Stationen – Werbung mit wüstem Bauernturnier, Beratungen über das Für und Wider der Ehe, Hochzeit mit Schlägerei, Krieg zwischen den beteiligten Dörfern – Gelegenheit zur grotesk verfremdeten Präsentation von Belehrendem aus allen Bereichen von Minne- und Ehelehre bis hin zu röm. Militärstrategie bieten. Am Schluss steht der Untergang des Dorfes Lappenhausen; allein Bertschi überlebt und zieht sich als Einsiedler in den Schwarzwald zurück. W.s Mischung von grotesk-schwankhaften und didaktischen Elementen, seine Darstellung einer verkehrten Welt, die menschliches Narrentum im Bild bäurischen Wesens umso deutlicher hervortreten lässt, steht allein in der Literatur der Zeit.

In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) – © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.