Joachim Ringelnatz (d. i. Hans Bötticher), 7. 8. 1883 Wurzen bei Leipzig – 17. 11. 1934 Berlin.
Der Sohn eines Tapetenentwerfers und Jugendbuchautors besuchte Gymnasium (Schulverweis) und Privatschule in Leipzig bis zur Obersekunda, fuhr dann 1901–05 als Schiffsjunge, Matrose und Einjährig-Freiwilliger bei der Marine zur See und arbeitete anschließend in den unterschiedlichsten Berufen. 1909 hatte er im Schwabinger Künstlerlokal »Simplicissimus« seine ersten Kabaretterfolge und wurde so etwas wie der Hausdichter des Etablissements. 1914–18 diente er bei der Kriegsmarine. Nach dem Krieg konnte er nach anfänglichen Schwierigkeiten seine Kabarettlaufbahn in Hans v. Wolzogens »Schall und Rauch« in Berlin und auf zahlreichen Tourneen fortsetzen, wobei seine Vortragskunst dem Absatz seiner Bücher zugute kam. 1933 erhielt er Aufführungsverbot; er starb, verarmt, an Tuberkulose. R.s Leben als Seemann schlug sich in einer Reihe von Erinnerungsbüchern und Erzählungen nieder. Die Seemannsfigur Kuttel Daddeldu seiner Kabarettlyrik machte ihn berühmt. Er erschloss der Lyrik neue Gegenstandsbereiche (Turnen, Fliegen, Artistik, Seemannsleben), die er – komisch-skurril und ernst zugleich – mit verquerer Logik und sprachlichem Erfindungsreichtum behandelte.
In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (
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