Kunden kauften auch

EUR (D): 15,00

EUR (D): 11,00

EUR (D): 15,80

EUR (D): 16,00

EUR (D): 99,00

EUR (D): 5,00

EUR (D): 6,00

EUR (D): 7,80

EUR (D): 48,00

EUR (D): 12,80
Bodo Plachta, der Autor des Buches »Künstlerhäuser« im Interview
Wie ist die Idee entstanden, ein Buch über Künstlerhäuser zu schreiben?
Bei einem Besuch in Rom bin ich eher zufällig auf die Wohnung des Malers Giorgio de Chirico an der Piazza di Spagna gestoßen und habe mich spontan zu einer Besichtigung entschlossen. Meine Neugierde wurde belohnt, denn ich fand eine Wohnung vor, die bis ins kleinste Detail im Originalzustand erhalten ist; auch das Atelier macht den Eindruck, als habe es der Maler eben erst verlassen. Es ist offensichtlich, dass De Chirico sein Lebens- und Arbeitsumfeld bewusst gestaltet und seine Künstlerschaft in beeindruckender Weise auch in seiner Wohnung inszeniert hat. Gerade diese Verbindung zwischen Wohnen, Arbeiten und Selbstdarstellung hat mich interessiert und so machte ich mich daran zu recherchieren, ob es sich bei der De Chirico-Wohnung um einen Einzelfall handelte, oder ob das Künstlerhaus nicht vielleicht ein allgemeines kunst- und kulturhistorisches Phänomen ist, das den Künstler über seine Werke hinaus auch als Person in der Öffentlichkeit sichtbar macht.
Wie kam es zu dieser Auswahl an Künstlerhäusern?
Meine Recherchen haben mich schnell bis in die Epoche der Renaissance zurückgeführt und mir gezeigt, dass das Künstlerhaus ein Phänomen ist, das sich durch alle Epochen der Kunstgeschichte bis in die Gegenwart fortgesetzt hat. Es war außerdem überraschend, dass viele Häuser berühmter Maler und Bildhauer - teilweise mit ihrem Inventar - erhalten geblieben sind und heute als Gedenkstätten und Museen gepflegt werden. So war es naheliegend, in einem Buch aus der unglaublich großen Zahl von Künstlerhäusern solche Häuser vorzustellen, die exemplarisch für eine Epoche, eine Kunstrichtung oder für den jeweiligen Zeitgeist stehen.
Wie war die Zusammenarbeit mit dem Fotografen Achim Bednorz?
Ein ganz wichtiges Anliegen dieses Buches war es, dass alle im Text behandelten Künstlerhäuser auch durch Fotografien ›sichtbar‹ werden. Dafür konnte der renommierte Architekturfotograf Achim Bednorz gewonnen werden, ein Glücksfall, wie ich finde. Bednorz‘ sehr sachliche Fotos, die der individuellen Atmosphäre der einzelnen Häuser außen wie innen besonders genau und mit großer Sensibilität nachspüren, haben dem Text dieses Buches eine zusätzliche und häufig erstaunliche Perspektive gegeben. Text und Bild ergänzen sich und ermöglichen eine Vielzahl authentischer Einblicke in das Phänomen Künstlerhaus.
Sie sind persönlich zu allen Orten Ihres Buches gereist?
Ich habe fast alle Häuser besichtigt, was sicherlich der schönste Teil dieses Projektes war, denn die Arbeitsatmosphäre, die in diesen Häusern einmal geherrscht hat, ist in vielen Fällen heute noch spürbar, auch wenn das Haus nur noch teilweise erhalten oder eine Rekonstruktion des einstigen Originals ist. Aber in welchem Verhältnis Kunst und Leben überhaupt gestanden haben oder wie die Lebensbedingungen des Künstlers damals aussahen, lässt sich in diesen Häusern noch immer erleben.
Welche Reisen sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben und warum?
Besonders eindrucksvoll waren natürlich die Häuser, die noch weitgehend im Originalzustand erhalten sind, wie das freskengeschmückte Haus von Giorgio Vasari in Arezzo, die Villa des ›Malerfürsten‹ Franz von Stuck in München, Haus und Garten Claude Monets, aber auch die letzte armselige Unterkunft Vincent van Goghs in einem Gasthof in Auvers-sur-Oise. Einen nachdenklichen Eindruck hinterließen die Häuser von Ernst Barlach oder Otto Dix, in die sich die Künstler nach ihrer Verfehmung als »entartete Künstler« durch die Nationalsozialisten zurückgezogen haben und in denen sie teilweise unter schwierigen Bedingungen leben mussten.
Sie haben zuvor das Buch »Dichterhäuser« bei Reclam veröffentlicht. Waren die Recherchen/Erfahrungen damit vergleichbar oder ganz anders?
Dichterhäuser und Künstlerhäuser haben viele Berührungspunkte, unterscheiden sich jedoch in einem Punkt: Schreiben kann man überall, während bildende Künstler eine besondere Apparatur und in den überwiegenden Fällen auch eigens eine Werkstatt oder ein Atelier für ihre künstlerische Arbeit benötigen. Dichterhäuser sind überwiegend singuläre Erscheinungen, während Künstlerhäuser seit der Renaissance eine gemeinsame Geschichte haben, die immer wieder um die Frage kreist, wie der Künstler seine Stellung in der Öffentlichkeit beispielsweise durch ein Haus sichtbar machen kann, das nicht nur Arbeits- und Lebensraum ist, sondern vielfach auch Ausstellungsraum und Begegnungsstätte.
Gibt es schon Ideen für ein neues Projekt, das sich an ein ähnlich großes Publikum richtet?
Nach den Dichter- und Künstlerhäusern müsste ich mich konsequenterweise nun noch den Häusern von Komponisten und Musikern widmen ... Auch unter diesen Häusern gibt es spektakuläre Beispiele, wenn ich an etwa an Mozart, Haydn, Beethoven, Verdi, Wagner, Puccini oder Richard Strauss denke. Mal sehen, ob sich aus diesem ›brainstorming‹ etwas realisieren lässt!
Welche Künstlerhäuser empfehlen Sie unseren Lesern als besonders authentisch/sehenswert?
Die Häuser von Albrecht Dürer in Nürnberg, Rembrandt in Amsterdam, Rubens in Antwerpen oder von Max Liebermann am Berliner Wannsee gehören zu den viel besuchten Künstlerhäusern, aber es gibt auch abseits der touristischen Routen viele Häuser, die einen Besuch lohnen, so etwa das Haus von Alfred Kubin in Zwickledt, die Bauhaus-Meisterhäuser in Dessau oder die letzte Wohnung von Käthe Kollwitz in Moritzburg bei Dresden. Und sogar auf Mallorca kann man fündig werden: Dort warten Haus und Atelier von Joan Miró oberhalb von Palma auf Besucher und geben Einblick in einen unglaublichen Kosmos von Kreativität, aber auch in die Lebenskunst des spanischen Malers.
Herr Bednorz, Sie haben sich als Fotograf auf Architektur spezialisiert. Warum?
Am Ende meines Studiums habe ich mich an einem Fotowettbewerb beteiligt, bei dem es um den extravaganten Neubau eines Museums ging. Ich habe dabei zwar nicht den ersten Preis gewonnen, aber diese Arbeit hat mich so sehr begeistert, dass ich den Entschluss gefasst habe, mich auf Architekturfotografie zu spezialisieren. Der Architekt des Museums ist dann auch über Jahre mein Kunde geworden. Ein großer Vorteil von Architekturfotografie ist u.a., dass sich die Objekte nicht bewegen.
Sie haben schon für viele Buchveröffentlichungen die Fotos gemacht. Was ist für Sie das Besondere an dem Projekt „Künstlerhäuser“?
Während es in den letzten Jahren meist um Monumente der Kunstgeschichte ging, zumeist um Kirchen, hatte ich diesmal den ganz persönlichen Lebensraum von Künstlern selbst zu betrachten. Das heißt, ich konnte hautnah deren Aura fast noch spüren.
Wie bereiten Sie sich vor einem Shooting vor?
Ich bin immer bemüht, den Text des Autors umzusetzen, damit im Buch eine harmonische Synthese zwischen Text und Bild entsteht. Das gründliche Briefing durch Autor und Verlag ist für mich von großer Wichtigkeit.
Haben Sie Assistenten oder arbeiten Sie allein und wenn ja warum?
Mit Assistenten arbeite ich nie, das würde mich stören. Bei der Arbeit muss ich allein sein um mich total zu konzentrieren. Abends im Hotel beschäftige ich mich mit den am Tage erzeugten Dateien, speichere diese und analysiere sie auf Fehler. Ich kann nicht in der schönen Altstadt mit der schönen Assistentin essen gehen.
Wie unterscheiden sich für Sie Innen- und Außenaufnahmen in den Anforderungen?
Bei Außenaufnahmen spielt das Licht eine große Rolle, das heißt der Einfallswinkel der Sonne. Sie darf niemals im Rücken scheinen. Leicht bedeckter Himmel ist mir lieber als grellblauer Himmel. Bei Innenaufnahmen ist direkte Sonneneinstrahlung manchmal störend, wenn sich helle Sonnenflecken im Raum bilden. Ideal ist eine wechselnde Kombination von Sonnenlicht und bedecktem Himmel, was aber eher selten der Fall ist.
Mit welcher Ausstattung fotografieren Sie und warum?
Bis 2006 habe ich mit einer analogen Großformatkamera gearbeitet. Das war mit großen Umständen verbunden. Die Ausrüstung war sehr schwer und das Bildmaterial war sehr kostspielig. Die Bildqualität war im Vergleich zur heutigen Digitaltechnik mäßig. Da ich das Bild beim Einstellen seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend gesehen habe, war ein präzises Einstellen und Gestalten eher Glücksache. Jetzt verwende ich eine Canon EOS MARK III, eine Spiegelreflexkamera, mit der ich das Bild ganz genau sehen kann mit 5 verschiedenen Objektiven. Zwei davon sind verschieb- und schwenkbar (Tilt-und-Shift-Objektive). Die gesamte Ausrüstung passt in einen Rucksack und wird im Flugzeug als Handgepäck mitgeführt.
Was sind Ihre ästhetischen Leitlinien beim Fotografieren von Gebäuden/Architektur?
Es gibt entweder axiale oder diagonale Ansichten, nichts dazwischen. Die Linien sind gerade und stürzen nie. Ganz wichtig dabei ist mein geometrisches Raster innerhalb dessen sich senkrechte, horizontale und schräge Linien befinden. Linien gibt es immer, drinnen und draußen, bei Gebäuden und Landschaften.Ihre Fotos zu den Künstlerhäusern strahlen Ruhe aus und wirken sehr ebenförmig, man sieht darauf nie Menschen, Fahrräder, Autos, Mülltonnen oder dergleichen. Warum und wie machen Sie das?
Ich verzichte auf Verfremdungen und Effekte. Es gibt keinen Sonnenuntergang, keine Überstrahlungen und keine unwirklichen oder erfundenen Zusätze. Aufnahmen im Museum mache ich möglichst, wenn es geschlossen ist. Fahrräder oder Mülltonnen schiebe ich weg. Wenn Autos nicht wegfahren können, mache ich eine aufwändige Retusche, wie für dieses Buch bei einem Bauwerk in Rom, die auch mehrere Tage dauern kann.
Ihre Innenräume wirken ebenso gleichmäßig, quasi unwirklich perfekt. Als Laie würde man so gleichmäßig ausgeleuchtete Innenräume nie fotografieren können. Wie machen Sie das?Bei Innenaufnahmen ist die Bewältigung der hohen Kontraste ein Problem. Ich benutze dazu die Ebenen-Technik, was keine Zauberei, sondern ein Werkzeug aus dem Photoshop-Programm ist. Bei den zahlreiche Innenaufnahmen von Kirchen über den Zeitraum von vielen Jahren musste ich diese Technik lernen und anwenden. Das Ergebnis ist nicht unwirklich, sondern natürlich. Es kommt der Empfindung des menschlichen Auges nahe.
Empfinden Sie die digitale Fotografie als vorteilhaft?
Die digitale Fotografie hat für mich wesentliche Vorteile. Das Bild ist schärfer, farbechter, brillanter und vor allen Dingen kann ich es am Bildschirm so einstellen, wie ich es haben möchte.
Mit welcher Kamera und wann haben Sie begonnen zu fotografieren?
1964 mit eine Praktika Spiegelreflexkamera, als ich meine Lehre im Fotografenhandwerk begonnen habe.
Wann ist die Entscheidung gefallen, Fotograf zu werden? Gab es ein zündendes Erlebnis?
Als ich 12 Jahre alt war, habe ich in einem Kinderchor gesungen. Wir wurden damals von einem Fernsehteam gefilmt. Es war ein Werbefilm für 4711 im großen Sendesaal des WDR in Köln. Von da an war für mich Kameramann der schönste Beruf auf der Welt, weil der so lässig gekleidet war. Um den Beruf zu erlernen musste ich erst mal Fotograf werden. Später habe ich noch ein Fotoingenieurstudium absolviert. Aber auch danach konnte ich noch nichts. Ich habe mein Leben lang gelernt.
Gibt es Erlebnisse, während Ihrer Arbeit an den „Künstlerhäusern“, die besonders eindrucksvoll für Sie waren?
Der Schlitz in der Wand, den Cézanne in seinem Atelier öffnete, um ein sehr großes Bild nach draußen zu schieben, weil es nicht durch Fenster und Türen passte.
Welche „Künstlerhäuser“ mochten Sie besonders gern fotografieren und warum?
Ganz große Vorlieben habe ich eigentlich nicht. Überall sind die großen Persönlichkeiten der Künstler noch anwesend in Form von hinterlassenen Gegenständen. Besonders eindrucksvoll ist das Atelier von Piet Mondrian in Amersfoort. Die Wände des Ateliers sind dort so gestaltet wie seine Bilder und werden sofort als die von Mondrian identifiziert.
Wenn man das Buch durchblättert, empfindet man so etwas wie durchgängig gleichmäßige Harmonie. Wie kriegen Sie das zustande?
Das Thema „Künstlerhäuser“ kann man nicht mit einer „Schnappschusstechnik“ behandeln wie Touristen den Kölner Dom fotografieren.
Jede Aufnahme ist genau überlegt, das Ergebnis wird schon bei der Aufnahme geplant und festgelegt. Die Kamera ruht auf dem Stativ, ich kann nun in aller Ruhe die Perspektive und den Ausschnitt der Fotografie bestimmen. Für mich die perfekte Meditation. Das gelungene Bild erzeugt bei mir und beim Betrachter ein großes Glückgefühl und verschafft hoffentlich dem Verlag eine hohe Auflage.