Jandl, Ernst: Gedichte über Gedichte

Jandl, Ernst: Gedichte über Gedichte.

Hrsg.: Siblewski, Klaus
88 S.
ISBN: 978-3-15-018831-6
3,00 €

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Ernst Jandl hat von seinen ersten Anfängen als Lyriker in den frühen Fünfzigerjahren an das eigene Schreiben immer reflektiert. Schon in dem Gedicht »Zeichen«, das er genau zu der Zeit schrieb, als er Gymnasiallehrer wurde, um sein Dichterdasein zu finanzieren, legt er mit klaren Worten die klassisch-romantischen lyrischen Schreibweisen ad acta, um einen eigenen, unmittelbaren Zugriff auf das Material der Lyrik, die Sprache, zu finden. Durchs ganze Werk zieht sich das Nachdenken im Gedicht über das Gedicht, und diese Spur verfolgt Jandls Werkherausgeber und Lektor Klaus Siblewski in der Anthologie, die er eigens für Reclam zusammengestellt hat.
zeichen (Frühherbst 1953)
stilleben (29.1.1954)
urteil (26.12.1956)
fortschreitende räude (1957)
modell einer einfachen strophe (28.4.1957–8.7.1967)
zeile an 1 zeile von ARP sich anschließend (1963)
diskussion (Dezember 1964)
easy grammer poem (20.4.1965)
zum höll (13.3.1966)
dich (26.5.1968)
i love concrete (1969)
du bist nicht hier (22.6.1972)
wie das erzählen geschieht (18.10.1972)
woran ich jetzt arbeite (23.6.1973)
ich dir zitieren einen gedichten (1976)
bibliothek (20.9.1977)
olympia (17.1.1978)
inhalt (12.6.1979)
von tauben (26.1.1978)
5 dreizeiler (6.2.1978)
wiedergefunden (17.7.1978)
themen (17.7.1978)
die überwindung (31.7.1978)
das bersten (13.11.1978)
von papieren (26.2.1979)
von wörtern (26.2.1979)
der kleinste kummer (21.3.1979)
abendlied (22.3.1979)
früh und müd (22.3.1979)
realistisches gedicht (23.3.1979)
schwung (23.3.1979)
ohne fremde hilfe (7.4.1979)
zerfetzen (8.4.1979)
beschreibung eines gedichtes (24.6.1979)
was ein gedicht ist (7.8.1979)
gespiegelt (28.12.1981)
die kühe (6.5.1981)
das wappen (Februar 1982)
die ersten zwölf zeilen
erstes sonett
lieber ein saxophon
zweites sonett
wissen, sagen
wirklich schön
lesung saarbrücken, 15. juli 1988
graues gedicht
liegendes gedicht
gelegtes gedicht
man will gedichte rasch herunterschreiben
vom ende des schreibens
ich setze mich hin
aus der dichtung großem glück
diese gedichte
minor poet
alternder dichter
nasses gedicht
schade um dieses gedicht
verkrustetes gedicht
farbengedicht
verstimmtes gedicht 1
kaltes gedicht
stummes gedicht
leises gedicht
ejakuliertes werk
zertretenes gedicht
als dieses

Editorische Notiz

Wenn das Vergangene überholt ist und das Neue erst hergestellt werden muss.
Jandls Gedichte über Gedichte – ein Nachwort

Verzeichnis der Gedichtüberschriften und -anfänge
Ernst Jandl, 1. 8. 1925 Wien – 9. 6. 2000 ebd.
Der Sohn eines Bankbeamten leistete nach dem Abitur 1943 Arbeits- und Militärdienst; gegen Kriegsende geriet er in amerikanische Gefangenschaft und wurde nach England gebracht. Nach seiner Entlassung begann er 1946 in Wien mit dem Studium der Germanistik und Anglistik und lehrte nach Lehramtsprüfung (1949), Referendariat und Promotion (1950) mit einer Arbeit über Schnitzlers Novellen mit Unterbrechungen (Lehraufträge an in- und ausländischen Universitäten u. a.) bis 1979 an einem Wiener Gymnasium. 1954 begann eine enge Zusammenarbeit mit F. Mayröcker (u.a. Hörspiele). Die Begegnung mit ihr, G. Rühm und den Vorstellungen der »Wiener Gruppe« regte ihn nach eher konventionellen Anfängen zu einer an Konkreter Poesie, Dadaismus, Expressionismus und Gertrude Stein orientierten experimentellen Dichtung an, die eine Vielzahl von Sprech- und Ausdrucksweisen erprobte. Lautgedichte, visuelle Texte, Prosastücke, Sprechgedichte gehören zu J.s Repertoire. Dabei zeigt er Witz, eine Neigung zur Pointe und Lust am anarchischen Sprachspiel, verzichtet aber bei seinen Sprechgedichten – im Unterschied zu den rein mit phonetischem Material arbeitenden Lautgedichten – durchaus nicht auf ›Bedeutung‹, z. B. im bekannten Text lichtung aus Laut und Luise, der Sammlung, die seinen Durchbruch markiert. Zu seinem Erfolgtrug im Übrigen auch seine Vortragskunst wesentlich bei. In den 70er-Jahren gewann J. seiner Dichtung durch die Verwendung einer »heruntergekommenen Sprache« als Material zur Darstellung eines beschädigten Lebens neue Ausdrucksmöglichkeiten ab. Zugleich machte sich eine wachsende Verdüsterung und Bitterkeit bemerkbar. 1968 erhielt er zusammen mit Mayröcker den Hörspielpreis der Kriegsblinden für das gemeinsam verfasste Stück Fünf Mann Menschen, 1984 den Großen Österreichischen Staatspreis und den Georg-Büchner-Preis.

In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) – © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.

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