Karl Gutzkow, 17. 3. 1811 Berlin – 16. 12. 1878 Sachsenhausen bei Frankfurt a. M.
Der Sohn eines »Bereiters« am preußischen Hof begann mit Hilfe eines Stipendiums 1829 mit dem Studium der Theologie und Philosophie in Berlin, wo er u. a. Friedrich Schleiermacher und Hegel hörte. Unter dem Eindruck der frz. Julirevolution von 1830 wandte er sich dem Journalismus zu: 1831 Gründung der Zeitschrift
Forum der Journal-Literatur und Beginn der Mitarbeit an Wolfgang Menzels
Literaturblatt in Stuttgart, 1834 Mitarbeiter der Augsburger
Allgemeinen Zeitung, 1835 Redakteur des Literaturblatts des Frankfurter
Phönix, 1837–43 Herausgeber des Hamburger
Telegraphs für Deutschland, 1852 Gründung der erfolgreichen Zeitschrift
Unterhaltungen am häuslichen Herd (bis 1862). 1847–49 war G. Dramaturg am Dresdener Hoftheater, von 1855 bis 1864 Generalsekretär der Schillerstiftung. 1864 erlitt er einen Nervenzusammenbruch und lebte dann nach einem Aufenthalt in einer Heilanstalt immer mehr vereinsamend u. a. in Vevey am Genfer See, Kesselstadt bei Hanau, Berlin, Heidelberg und schließlich Sachsenhausen. Neben seiner publizistischen und kritischen Arbeit, bei der er sich u. a. auch für G. Büchner einsetzte, schuf er ein umfangreiches erzählerisches und dramatisches Werk. Mit dem Roman
Wally, die Zweiflerin, der als Vorwand zum Verbot der Schriften der Jungdeutschen (10. 12. 1835) diente und G. einen Monat Gefängnis einbrachte, entsprach er der Forderung des Jungen Deutschland nach einer dem »Leben« zugewandten Literatur, indem er die »Zerrissenheit« der Zeit durch eine Diskussion grundlegender Glaubensfragen demonstrierte. Eine neue Form des vielsträngigen, alle gesellschaftlichen Bereiche einbeziehenden Erzählens, den so genannten »Roman des Nebeneinanders«, entwickelte er in den großen Zeit- und Gesellschaftsromanen
Die Ritter vom Geiste und
Der Zauberer von Rom. Nach seinem gesellschaftskritischen Künstlerdrama
Richard Savage hatte er in den 40er-Jahren großen Erfolg mit dem historischen Hohenzollern-Lustspiel
Zopf und Schwert und Stücken, die verhüllt aktuelle Probleme reflektierten, wie die Jambentragödie
Uriel Acosta mit ihrer um die Freiheit des Geistes kreisenden Thematik oder das Lustspiel
Das Urbild des Tartüffe, das sich mit der vormärzlichen Zensurpraxis auseinandersetzte.
In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (
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