William Shakespeare – vom Sohn eines Handschuhmachers zum weltberühmten Dramatiker


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Was wissen wir über Shakespeare?

Shakespeares Biografie weist viele Lücken auf und lässt sich nur in groben Umrissen rekonstruieren. Er wurde wohl am 23. April 1564 in Stratford-upon-Avon, rund 160 Kilometer (oder damals: vier Tagereisen) nordwestlich von London, als Sohn eines Handschuhmachers geboren. Er besuchte die Lateinschule und heiratete mit 18 Jahren die ältere Anne Hathaway. 1590 ging er wahrscheinlich ohne seine Familie nach London, wo er an verschiedenen Theatern als Schauspieler und Dramen-Dichter tätig war. Seine Schauspieltruppe spielte sowohl bei Hof wie auch in den großen öffentlichen Theaterhäusern. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Shakespeare wieder in Stratford-upon-Avon. Dort starb er als wohlhabender Mann am 23. April 1616, seinem Geburtstag, mit 52 Jahren.

Ist Shakespeare heute noch aktuell?

Die Bewunderung für William Shakespeare ist auch nach fast einem halben Jahrtausend noch ungebrochen. Seine Werke sind zeitlos und befassen sich mit den elementaren Fragen des Daseins. Seine Helden sind oft Inbegriffe bestimmter Charaktere geworden: machtbesessen wie Macbeth, verliebt wie Romeo, eifersüchtig wie Othello. Mit der zerrissenen Titelfigur Hamlet betrat erstmals der neuzeitliche Mensch die Theaterbühne. Dabei liefert Shakespeare nur selten Antworten, sondern führt die Zuschauer immer tiefer in ein Geflecht von Fragen. Als Bühnendichter hat Shakespeare ein Menschenbild geschaffen, das bis heute trägt und in dem wir uns immer wieder erkennen. Er ist forever young.


Shakespeare im Original


Zweisprachige Ausgaben


Es ist über Shakespeare schon so viel gesagt, daß es scheinen möchte, als wäre nichts mehr zu sagen übrig, und doch ist dies die Eigenschaft des Geistes, daß er den Geist ewig anregt.


Johann Wolfgang Goethe (1749–1832) über Shakespeare


Schrieb Shakespeare wirklich Shakespeare?

Es war eine lange heiß diskutierte Frage der Literaturgeschichte: Hat er oder hat er nicht? Da kein handschriftlich überlieferter Text vorhanden ist, wurde über die Urheberschaft der Shakespeareschen Stücke heftig gestritten. Die Debatte hat Dutzende von Theorien zutage gefördert. War es das Pseudonym eines anderen englischen Schriftstellers der damaligen Zeit? Ist es das Werk einer Gruppe, etwa seiner Schauspieltruppe? Ist gar Königin Elisabeth I. die Autorin gewesen? –Man geht heute davon aus, dass die berühmte First-Folio-Ausgabe von 1623, die erste Gesamtausgabe seines Werks, recht hat: Sie nennt als Autor Mr. William Shakespeare.

Das Theater der englischen Renaissance

»Die ganze Welt ist Bühne«: Das ist wohl eines der bekanntesten Shakespeare-Zitate. Während der Regentschaft Elisabeths I. erlebte auch das Theater in England als Ort der gesellschaftlichen Begegnung für alle Schichten einen enormen Aufschwung– vielleicht vergleichbar mit heutigen Sportereignissen oder Rockkonzerten. Es wurde zu einer der beliebtesten Formen der Unterhaltung für die Bevölkerung in London, wo gleich mehrere Theaterhäuser existierten. Das Besondere war die Nähe des Publikums zur Bühne. Gespielt wurde fast jeden Tag bei Tageslicht, und etwa alle drei Wochen kam ein neues Stück zur Aufführung, sodass der Bedarf an spannenden Bühnenstücken immens war. Das Globe Theatre, das bis zu 3000 Besucher fasste, war das wohl berühmteste elisabethanische Theatergebäude. Erbaut wurde es 1599 am Südufer der Themse von der Schauspielertruppe »The Lord Chamberlain’s Men«. Hier wurden alle Werke Shakespeares aufgeführt.

Jede seiner Dichtungen ist wie eine abgeschlossene Welt, die sich in ihrer eignen Sphäre bewegt. Es sind Kunstwerke, in einem durchgeführten Stil gearbeitet, worin sich die Freiheit und besonnene Wahl ihres Urhebers offenbart.


August Wilhelm Schlegel (1767-1845) über Shakespeare


Mittelalter meets Renaissance

William Shakespeare lebte und wirkte im »Elisabethanischen Zeitalter«, das die Gloriole eines »Goldenen Zeitalters« trägt. Die von 1558 bis 1603 währende Regierungszeit Elisabeths I. war ein Zeitalter der Blüte für England – sowohl in wirtschaftlicher und politischer Sicht als auch in Bezug auf Kunst und Literatur. Mit der Ausbreitung von Handelswegen und der Gründung erster Kolonien in Nordamerika wurde das Fundament für das British Empire gelegt. Durch die Schaffung der anglikanischen Staatskirche wurde England außerdem zur protestantischen Vormacht in Europa. Obwohl die gottgewollte Ordnung noch das vorherrschende Weltbild war, begannen neue Entdeckungen das Bewusstsein der Menschen zu verändern.

Shakespeare – ein deutscher Klassiker?

Shakespeares Werke sind in über 80 Sprachen übersetzt. Im 18. Jahrhundert gab es die ersten Prosa-Übersetzungen ins Deutsche. Lessing und Goethe bewunderten ihn und erklärten ihn zum Vorbild. Mit der Schlegel-Tieck’schen Übersetzung, die von 1797 bis 1824 entstand, wurde Shakespeare – neben Goethe und Schiller – zum deutschen Nationaldichter stilisiert. Besonders der Träumer Hamlet mit seiner Unentschlossenheit und Weltflucht galt als Sinnbild deutscher Befindlichkeit. Mit der Gründung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft 1864 wurde die nationale Verehrung institutionalisiert. Unter den 52 Titeln, mit denen Reclams Universal-Bibliothek im November 1867 startete, befanden sich allein ein Dutzend Shakespeare-Ausgaben. Noch heute ist Shakespeare der meistgespielte Autor auf deutschen Bühnen. Insofern: Ja, er ist schon lange – auch – ein deutscher Klassiker.

Vom Theaterstück zum geflügelten Wort: Shakespeare in aller Munde

William Shakespeare ist der meistzitierte Schriftsteller der Weltliteratur. Hier eine kleine Auswahl:

  • »Es gibt mehr Dingʼ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumen lässt« (aus Hamlet)
  • »Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.« (aus Hamlet)
  • »Etwas ist faul im Staate Dänemark.« (aus Hamlet)
  • »Der Rest ist Schweigen.« (aus Hamlet)
  • »Es war die Nachtigall und nicht die Lerche.« (aus Romeo und Julia)
  • »Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!« (aus Richard III.)
  • »Gut gebrüllt, Löwe!« (aus Ein Sommernachtstraum)
  • »Einmal besser als keinmal, und besser spät als nie.« (aus Der Widerspenstigen Zähmung)

 

... und das sind längst nicht alle!