Guy de Maupassant – der Novellist des französischen Naturalismus

Guy de Maupassant (5.8.1850 Schloss Miromesnil, Tourville-sur-Arques, Normandie – 6.7.1893 Paris) ist einer der beliebtesten französischen Novellisten des Französischen Naturalismus. In der kurzen Zeit seines literarischen Schaffens schreibt er beinahe 300 Novellen und mehrere Romane.

Kernthema Maupassants ist die Offenlegung gesellschaftlicher Missstände: Bereits mit seinem ersten durchschlagenden Erfolg – der Novelle Boule de suif (dt. Fettklößchen) – stellt Maupassant der ehrlichen (und etwas korpulenten) Prostituierten Boule de suif ein in Selbstherrlichkeit versinkendes und verlogenes französisches Bürgertum entgegen. In Bel-Ami lässt Maupassant den mittellosen und wenig talentierten Unteroffizieren Georges Duroy auf unehrliche Weise an die Spitze der Gesellschaft aufsteigen.


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Aufgewachsen in einem Schloss, flog er von der Schule

Ein Rauswurf stand am Anfang der schriftstellerischen Karriere des 1850 auf Schloss Miromesnil bei Dieppe geborenen Guy de Maupassant: Wegen eines Gedichts flog er als 17-Jähriger von der Schule. Später studierte er in Paris Jura, musste aber wegen des Deutsch-französischen Kriegs 1870/71 abbrechen. Danach arbeitete er im Marine- und im Bildungsministerium. Weil ihn dies langweilte, stürzte er sich in Liebesaffären.

Er hatte viele Geliebte, nahm Drogen und war doch unglaublich fleißig

Über Gustave Flaubert gelangte Guy de Maupassant in literarische Kreise und lernte Émile Zola und die Naturalisten kennen. Mit der Veröffentlichung seiner psychologischen Novelle Boule de suif wurde Guy de Maupassant berühmt. In der Folge entwickelte er eine beeindruckende Schaffenskraft, schrieb etwa 300 Novellen und sechs Romane und gelangte zu Wohlstand. Der Schriftsteller kaufte sich eine Yacht, nahm Drogen und intensivierte sein Liebesleben.
 

Das Leben als Leiden – ein wichtiges Motiv seines Schaffens

Guy de Maupassant zählt zu den am häufigsten verfilmten Literaten Frankreichs. Sein Roman Bel Ami über den Aufstieg eines jungen Mannes wurde viermal verfilmt, zuletzt im Jahr 2012. 1877 steckt er sich mit Syphilis an Je älter Guy de Maupassant wurde, umso mehr beschäftigten ihn gesundheitliche Probleme, Depressionen und das Leben als Leiden. In seiner Novelle Le Horla tritt ein Erzähler auf, der Patient einer psychiatrischen Klinik ist und paranormale Wahrnehmungen hat. Nach einem Suizidversuch 1892 kommt Guy de Maupassant in die Psychiatrie von Passy bei Paris; dort starb er 1893.


Maupassant im Original


Lektüreschlüssel zu Guy de Maupassant


Romane von Guy de Maupassant