Gaius Iulius Caesar wurde im Jahr 100 v. Chr. geboren, in eine alte römische Adelsfamilie hinein, die aber bis in die Generation vor ihm politisch keine Rolle mehr gespielt hatte. 44 v. Chr. wurde er, mittlerweile Alleinherrscher, an den Iden des März ermordet. Seine Affäre mit Cleopatra ist legendär, wohl jedem und jeder ist er in einem Asterix-Comic begegnet, Lateinschülerinnen und -schüler können den Anfang seines De bello Gallico auswendig zitieren, und Generationen von Lehrern haben den Autor dieser Commentarii als genialen Feldherrn gefeiert. Heute sieht man seine Taten durchaus in einem anderen Licht.
Gallia est omnis divisa in partes tres… – Das Gesamtgebiet Galliens zerfällt in drei Teile…
Die ersten Worte aus De bello Gallico
Karriere kostet
…und war auch zu Caesars Zeiten kein Selbstläufer. Das merkten auch andere Akteure der späten Römischen Republik, aber dem Youngster unter ihnen, Caesar, gelang der Schachzug, sich zum Jahr 59 v. Chr. mit zweien der Frustrierten zu verbünden: dem großen Feldherrn Pompeius und dem reichen Crassus. Sie setzten gemeinsam Gesetze durch und verhalfen sich gegenseitig zu ihren Wunschämtern – Caesar zur Statthalterschaft auf fünf Jahre in Gallien (von der Poebene bis Südfrankreich) und Illyrien (Balkan). Und dort? – legte er es auf Krieg an.
Die Commentarii belli Gallici – objektive Berichterstattung?
Die Jahre des Gallischen Kriegs 58–52 v. Chr. beschrieb er in seinen Commentarii belli Gallici, und zwar vermeintlich objektiv (schrieb er doch von sich in der dritten Person). Schülerinnen und Schüler kennen die langen Schachtelsätze, bei deren Entschlüsselung man bisweilen vergisst, dass sie nur die eine Perspektive zeigen: Caesar verschleiert eigene Fehler und Fehlschläge, zeichnet die Römer und besonders sich als Unschuldige, denen zum Handeln keine Wahl geblieben sei, und informiert insgesamt selektiv und verzerrend. Nach den Feldzügen war Gallien ein anderes, aber nicht befriedet, und Caesar hatte eine schier unüberschaubare Schar loyaler Männer hinter sich. Jetzt musste er sich nur noch in die Immunität eines Konsulats retten.
Der Senat stellt sich quer
Der Senat weigerte sich, Caesar das Konsulat zu übertragen. Wir kennen die Geschichte: Caesar überschritt mit einer Legion den Rubikon und brachte den Bürgerkrieg ins Rollen, in dessen Zuge große Teile des Senats Rom und Italien verließen und sich zu Pompeius in den Osten flüchteten, wo sie aber Caesar schließlich unterlagen. Diese Zeit beschrieb Caesar in seinem zweiten Werk, den Commentarii belli civilis.
Der Zweck heiligt die Mittel?
Ob Caesar Krieg führte, um seine Finanzen zu sanieren oder um anderes zu verschleiern, seine Anhängerschar zu vergrößern oder sich in die Immunität eines nächsten Amts zu retten: unzählige Menschen wurden in den Jahren des Gallischen Kriegs und des anschließenden Bürgerkriegs versklavt, hingerichtet oder fielen in der Schlacht. Zwar war Caesar beileibe nicht der einzige Römer, der aus Eigennutz einen Krieg anzettelte, aber er war es, der schließlich sogar den Rahmen der Republik sprengte und einer neuen Staatsform den Weg bereitete: der Monarchie.