Annette von Droste-Hülshoff – Schauergeschichten und Naturlyrik aus Westfalen

»O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,« – dieser Vers stammt aus dem berühmten Gedicht Der Knabe im Moor von Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848); ihre Werke zählen heute zu den bedeutensten der deutschen Literatur. Die unheimlich anmutenden Beschreibungen der Naturlandschaft in Der Knabe im Moor lassen sich als Schauerromantik beschreiben und sind typisch für die Dichterin. Auch in ihrer weltberühmten Novelle Die Judenbuche sind solche schauerlichen Naturmotive enthalten. Da die Geschichte um den Mord an dem Juden Aaron zudem anhand der sozialen Lebensumstände der Figuren so wie ihren psychologischen Motiven ausgestaltet ist, wird Droste-Hülshoff auch als Vorläuferin des bürgerlichen Realismus angesehen. Weitere bekannte Werke von ihr sind die Westfälischen Schilderungen und Gedichte wie Am Thurme, Im Grase oder der Zyklus Das geistliche Jahr.


Für Schule und Unterricht


Schrifstellerin trotz aller Widerstände

Schon als Jugendliche fasste Droste-Hülshoff den Wunsch Dichterin zu werden, trotzdem erschien ihr erster eigener Band Gedichte (1838) erst viele Jahre später und blieb unbeachtet. Denn auf dem Weg zu ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin lagen zahlreiche Hindernisse: Als Frau aus einem alteingesessenen Adelsgeschlecht eigene Gedichte zu veröffentlichen war unangemessen. Zudem gab es familiäre Verpflichtungen, die Droste-Hülshoff zu erfüllen hatte, insbesondere die Pflege erkrankter Angehöriger. Schließlich war auch ihre eigene Gesundheit zeitlebens angeschlagen: Sie litt häufig unter Kopfschmerzen und konnte schlecht sehen, was meist auf ihre verfrühte Geburt zurückgeführt wird. Durch diese Lebensumstände lässt sich auch erklären, warum Droste-Hülshoff zu ihren Lebzeiten kaum Anerkennung für ihr literarisches Schaffen erhielt.

Ein vielfältiges Werk zwischen Natur, Religion und Musik

Droste-Hülshoff war ihrer Heimatregion Westfalen sehr verbunden. Davon zeugen die Westfälischen Schilderungen im Stil eines Reiseberichts, und auch die Judenbuche spielt in einem entlegenen westfälischen Dorf. Ihre Lyrik ist insbesondere von der Naturlandschaft ihrer Heimat geprägt. Die Gedichte zeichnen keine sentimental-verklärte Natur, sondern vielmehr ein morbides aber auch vielschichtiges Bild, in der das Abgründige direkt neben dem Idyllischen steht, wie beispielsweise Im Grase: »Liebe Stimme säuselt und träuft / Wie die Lindenblüth’ auf ein Grab.« Neben der Natur ist auch die Religion ein Thema in Droste-Hülshoffs Gedichten. In dem Gedichtzyklus Das geistliche Jahr greift sie Fragen von Glauben und Zweifel auf. Schließlich war Droste-Hülshoff auch in der Musik tätig: Sie komponierte mehrere Lieder und vier Opernentwürfe.


Werke