Diese Schriftstellerin war ihrer Zeit weit voraus. Denn Maria Leitner, geboren 1892 im zu Österreich-Ungarn gehörenden Varaždin, zählte zu den ersten Autorinnen, die zur Recherche ihrer Geschichten dorthin gingen, wo es weh tut. Dafür nahm sie nicht nur Entbehrungen, sondern auch Gefahren auf sich. Mit dieser Arbeitsweise bereitete Maria Leitner späteren Investigativ-Journalisten den Weg.
Sie war Pazifistin und hatte ein Herz für die einfachen Leute
Aufgewachsen in Budapest, studierte Maria Leitner in Wien und Berlin Kunstgeschichte und betätigte sich zunächst als Übersetzerin sowie – während des Ersten Weltkriegs – als Korrespondentin in Stockholm. In dieser Zeit wurde sie zur Pazifistin und sympathisierte mit sozialistischen und kommunistischen Ideen.
Maria Leitner machte Work & Travel, als es das noch gar nicht gab
1925 bereiste Maria Leitner drei Jahre lang Nordamerika und arbeitete in den verschiedensten Berufen. Die Erfahrungen, die sie als Dienstmädchen und Zigarrendreherin, in Gefängnissen und Diamantminen machte, verarbeitete sie in sozialkritischen Reportagen. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin veröffentlichte sie den Roman Hotel Amerika, der von einem irischen Wäschemädchen in einem New Yorker Luxushotel erzählt. Das Buch war ein großer Erfolg, doch die Nationalsozialsten setzten es 1933 auf die Liste der zu verbrennenden Bücher.
Inkognito unternahm sie Recherchereisen nach Nazi-Deutschland
In der Nazi-Zeit lebte Maria Leitner im französischen Exil, kehrte aber mehrfach heimlich nach Deutschland zurück, um über die Verhältnisse im Dritten Reich zu berichten. Ihr Roman Elisabeth, ein Hitlermädchen zeigt, wie die NS-Propaganda junge Menschen manipulierte. 1942 verhungerte Maria Leitner in der Marseiller Psychiatrie.