Armela Madreiter ist mit ihrem Kindertheaterstück »südpol.windstill« auf der Longlist für den Österreichischen Buchpreis Debüt 2025.
Wenn die 10-jährige Ida nach Hause kommt, weiß sie nicht, was sie erwartet: Ihre Mutter ist Alkoholikerin und psychisch krank. An Südpol-Tagen ist sie aufgekratzt und unternehmungslustig; an Nordpol-Tagen depressiv und antriebslos. Doch mit Robert Falcon Scott hat Ida glücklicherweise einen imaginären Freund, der sich bestens mit Polarforschung auskennt. Mit Erfindergeist, Empathie und Intelligenz lernt Ida, ihre schwierige Situation zu meistern.
Buch entdeckenFrau Madreiter, Ihr Stück »südpol.windstill« wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Mira-Lobe-Stipendium und dem KinderStückePreis der Mülheimer Theatertage. Was macht den Erfolg
des Stückes aus?
Es handelt von schwierigen Themen und schaffte es, denke ich, dabei trotzdem leicht und humorvoll zu sein.
Sie haben in »südpol.windstill« eine Thematik in den Mittelpunkt gestellt, die für Jugendliche nur schwer zu verarbeiten ist: Wie soll man in jungen Jahren damit umgehen, wenn man schon als Kind und Jugendlicher Lösungen für Erwachsenen-Probleme finden muss, wenn sich Eltern-Kind-Rollen verkehren. Wie haben Sie sich dem Thema angenähert?
Mit viel Sensibilität und Zeit. Ich habe Gespräche geführt mit unterschiedlichen Personen, recherchiert, reflektiert und mir oft viel Feedback geholt.
Das Stück wird schon ab der 7. Klasse gelesen. Mittellosigkeit, Klassismus, Resilienz – warum ist es wichtig, diese Themen auch schon mit jüngeren Schülerinnen und Schülern zu thematisieren? Gibt es ein richtiges Alter für diese Debatte?
Nein. Kinder und Jugendliche sind ja klug, man kann mit ihnen eigentlich alles besprechen, aber natürlich altersgerecht und mit viel Sensibilität. Grundsätzlich sind diese Themen in unserer Gesellschaft ja allgegenwärtig und betreffen Kinder und Jugendliche oft direkter, als Erwachsene annehmen. Deshalb ist es so wichtig, darüber zu sprechen, Worte zu finden und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Außerdem würde ich mir so wünschen, dass sich betroffene Kinder weniger schämen. Man schämt sich viel zu viel als Kind für alles Mögliche und eigentlich bräuchte man in so einer Situation jemanden, dem man sich öffnen kann, der zuhört und unterstützt.
Sie widmen Ihr Stück „A. und ihrer Mutter und allen anderen Idas da draußen“. Gab es eigene Erfahrungen, die Sie zu dem Stück inspiriert haben?
Ich habe erst im Erwachsenenalter erfahren, wie viele meiner Kindheitsfreund:innen in ähnlichen Situationen wie Ida aufgewachsen sind. Wir haben das als Kinder nie besprochen, obwohl wir viel Zeit miteinander verbracht haben. Sie haben sich auch alle sehr geschämt und dachten, nur ihnen alleine geht es so. Das ist in den Text mit eingeflossen.
Aber eigentlich hat alles mit einem Text über eine Mutter und eine Tochter in einer pfirsichfarbenen Wohnblocksiedlung begonnen, die am Couchtisch jeden Abend Kreuzworträtsel lösen.
Wie kamen Sie auf die Idee, Robert Falcon Scott zu Idas Begleiter zu machen?
Eigentlich war Scott ein Begriff in Idas Kreuzworträtseln, „Südpolarforscher, 5 Buchstaben“. Ich habe dann mehr aus Zufall angefangen zu recherchieren und Scott begann mich immer mehr zu interessieren. Er ist ja ein ziemlicher Antiheld und das mag ich. Irgendwann habe ich dann einfach eine Szene zwischen Ida und Scott geschrieben und die hat so gut funktioniert, dass er als Idas Begleiter im Stück bleiben durfte.